Ballooning Moab
Als wir heute um 05:00 Uhr aus den Federn kriechen, ist es noch stockfinster.
Eine Dusche, ein Kaffee und los geht es um 06:00 Uhr 10km nördlich von Moab, wo wir uns laut Mail-Anleitung bei der Shell-Tankstelle treffen. Ob wir wohl alleine sind? Noch nie einen Ballon in Moab gesehen, also vielleicht nicht so der Renner?
Ist es doch, es stehen schon 4 andere Autos da und auch der Van, der uns zum Startplatz bringt. Insgesamt sind wir 14 Leute. Ob das gewichtsmäßig hinhaut?
Von hier aus sieht man in der aufgehenden Sonne die Windows-Sektion im Arches-Park in der Ferne.
Die Stimmung ist frisch und ein wenig angespannt.
Der Van bringt uns über eine Offroad-Strecke zum Startplatz weitere 10 Minuten nördlich in der Pampa. Hier erklärt uns unser Pilot Jeff, wie das Ballonfahren überhaupt entstanden ist (Frankreich, Gebrüder Gondolfier, 1782 etc.), während seine Helfer den Ballon startklar machen.
Zu Beginn wird der Ballon mit Hilfe von Lärm aus zwei knattenden Motoren so aufgescheucht, dass er sich aufbäumt. Kommt einem zumindest so vor.
Jeff checkt nochmals die Leinen, bevor er versucht, den aufgescheuchten Ballon anzuzünden.
Bald heißt es Einsteigen und die Passagiere werden in die vier Kabinen-Appartments verteilt. Wir dürfen alle in ein Familien-Kistchen und ich bin mir sicher, dass wir das Ding damit in Schieflage bringen.
Ein paar mal heiße Luft in den Ballon gefaucht und wir starten. Hätt ich nicht für möglich gehalten! Und tatsächlich hängt die Kabine topfeben. Wir haben also abgenommen.
Ein erhebendes Gefühl! Und Jeff freut sich, dass ein leichter Wind weht, was bedeutet, dass wir nicht nach einer Stunde wieder am selben Fleck landen. Wir sind einverstanden!
Die ersten paar km fahren wir Richtung Island in the Sky. Die Aussicht ist gigantisch, so hab ich mir das geträumt und es ist sogar noch besser!
Das ist übrigens Christoph, ein Schweizer, der mit seiner Freundin seit 3 Monaten von Alaska Richtung Panama unterwegs ist, wo sie in drei Monaten ankommen wollen.
An der Falte in der Mitte liegt Moab, nun ca. 10km entfernt. Links davon liegt der Arches Nationalpark und als der Wind dreht, fahren wir auch dahin. Auch einverstanden!
Viel Mitzureden hat bei der Richtungsauswahl hier sowieso niemand, nicht mal Jeff. Wenn die Brenner aus sind (was meist der Fall ist), herrscht herrliche Ruhe, nur das Geflüster der Mitfahrer ist zu hören.
Wenn die Brenner allerdings angeworfen werden, brennt es einem die Schädeldecke weg - sofern man dort wie ich kaum noch Haare hat.
Der dunkle Bereich nach der grünen Ebene ist der Arches Nationalpark. Der wunderschöne "Salzgürtel" im Vordergrund ist nicht erschlossen und für Touristen nicht zugänglich (außer auf heftigen 4WD-Trails oder auf Wanderwegen).
Weiter in den Park kommen wir nicht, weil der Wind wieder dreht. Was Jeff recht ist, denn dort zu landen sei sehr teuer :). Wir fahren über eine schöne Ebene wieder Richtung Ausgangspunkt. Immer wieder kommen die seltsamsten Formationen Utahs zum Vorschein. Hier ein erodierter Krater. Die Farben stammen von verschiedenen Eisen-Legierungen in unterschiedlichen Oxidationsstadien. Also Rost.
Nach etwa eineinhalb Stunden setzen wir zur Landung an.
Die Landung ist supersanft und punktgenau auf der Straße. Jeff freut sich wie ein Kind.
Ist offensichtlcih nicht ganz Standard, wie er uns da hingezaubert hat.
Während die Helfer den Ballon wieder verstauen, trinken wir wie es sich gehört ein Gläschen Champagner. Haare abschneiden und anzünden und auf seltsame Namen getauft werden ist nicht. Jeff kennt diesen Brauch zwar, aber der ist Gott sei Dank nicht bis in die Einöde hier durchgedrungen.
Wir werden wieder zurück zu den Autos gebracht und sind völlig begeistert von dem soeben Erlebten.
Fazit: Ballon fahren ist der Hammer!!! Es ist nicht gefährlich (zumindest nicht, wenn der Wind wie in unserem Fall nur eine Brise ist) und ohne Höhenangst ein voller Genuss! Mit keinem anderen Fluggerät hat man diese Ruhe und Aussicht. Wir würden morgen gleich wieder gehen, wenn das möglich wäre.
Um halb Zehn sind wir wieder beim Auto und fahren erst mal zu Dennys für ein ordentliches Frühstück. Das haben wir uns jetzt verdient. Unsere beiden neuen Schweizer Freunde kommen auch gleich nach uns rein, hier ist eben die erste Anlaufstelle für schnelles gutes Futter.
Und nun? Der Tag ist ja noch lang, also entscheiden wir uns, nochmal in den Arches Nationalpark zu fahren um den anzuschauen:
Na? Alles klar? Welcher Arch ist gemeint?
Wenn´s noch nicht klar ist, hier ein paar Fakten zum gesuchten Arch:
1. Optik
Der Weg ist der unspektakulärste und langweiligste aller Trails, die wir hier gelaufen sind (manche sagen auch "einfach" dazu). Man muss da hinten über den blanken Felsen rauf, es gibt keinen Schatten und derzeit hat es schwüle 30 Grad hier oben. Das Ziel sieht man auf keinem Zentimeter des Weges.
2. Schuhe
Das Schuhwerk für unser Ziel ist eigentlich egal, nur solches geht GAR NICHT:
Diese schicken Treter machen Schwierigkeiten! Und zwar solche, dass die bemitleidenswerte Chinesin im Schneckentempo den Berg runterkommt (war sie wirklich ganz oben?) und man ihr den Schmerz bei jedem Schritt ansieht.
Das führt dazu, dass sich andere Touris (die nicht aus ihrer Reisegruppe stammen, die sind schon vorbeigerauscht) ihrer annehmen und sie nach unten geleiten. Die Arme!
Die hier sind natürlich auch nicht besser, immerhin kann der Typ aber noch rennen. Sandaletten mit weißen Socken sind wieder stark im Kommen, echt! Nur hier bitte nicht!
3. Kleidung
Es ist wirklich erbarmugslos heiß auf dem Weg nach oben (und nach unten), denn kein Windchen weht und Baum steht auch keiner am Wegesrand. Man braucht deshalb keine langen Hosen und schon gar keine dicke Motorradjacke! Die kann getrost beim Motorrad bleiben, bei DEN Temperaturen klaut die keiner.
4. Schwitzen
Wer zum Schwitzen neigt, kann dies hier oben am Besten anderen beweisen. Hier kann man eindrucksvoll demonstrieren, wo die Problemzonen liegen:
Und? Alles klar? Rätsel gelöst?
Genau!
Wir waren hier:
Da es vom Delicate Arch drei oder vier andere Fotos im Netz gibt (meist auch noch mit Schnee auf den Lasal-Bergen dahinter), bitte googeln. Die schauen dann so oder noch viel besser aus:
Man muss dafür übrigens nicht ganz um den Kessel laufen (haben wir aber gemacht), sondern kann auch bequem nach der Ankunft oben 10m nach Rechts gehen. Dazu natürlich keine "Bettschuhe" (Highheels, Plüschpantoffeln u.Ä.) anziehen! Es geht hier einige Meter runter!
Am Arch ist erstaunlich wenig los, ich hab etliche Fotos von dem Teil ohne eine Menschenseele. Mag aber auch an der Uhrzeit liegen. Als wir beim Arch ankommen, ist es 13:00 Uhr, also die wärmste Zeit des Tages. Die Busse mit den Chinesen, Japanern und Franzosen sind schon weg und die Leute, die den Sonnenuntergang hier oben anschauen wollen, noch nicht da.
Wieder unten angekommen, schleichen wir uns über die Salt Valley Road 32km auf unbefestiger und manchmal sandiger, aber leichter Piste raus aus dem Park auf die UT 191, die wieder zurück nach Moab führt.
Kann jemand mal erklären, was das für Dinger sind (mehrere irgendwo im Nirgendwo gesehen)? Meteo-Stationen? Ufo-Orter? Kunst?
Und was bitte soll das in den Behältern?
Ich biete ein Bierchen für eine schlüssige Lösung!
Abends gehen wir im Pasta Jay´s richtig schön italienisch essen und lassen den wirklich tollen Tag revue passieren.
Morgen geht es weiter nach Norden. Wir haben Moab sehr genossen!