Anreise

Immer "auf der Überholspur"!

Eine Tour durch Westaustralien in einem Camper-Van.

Im Leben eines Mannes gehört es zu den größten Herausforderungen, vernünftig und natürlich zügig ein Fahrzeug zu bewegen. Nun klappt das in Europa immer seltener und sich schnell und gleichzeitig möglichst weit links zu bewegen funktioniert nicht mehr so geschmeidig wie auch schon. Aber es gibt Abhilfe!

So haben es ein paar Staaten geschafft, alle Schnellfahrer unter sich zu scharen und so war er erfunden: Der Verkehr nur für Leute auf der Überholspur - der Linksverker!

Nach 9 mal USA und eher schlechten Erfahrungen mit der Schnellfahrerei eben dort sind wir uns schnell einig geworden: ALLE Raser sind in Australien, DA müssen wir hin!

Transatlantik sind wir nun ja schon gewohnt, aber nun tat sich ein gehöriges Problem auf: Transkontinental ist ja viiiiieeeel weiter und das "Raserland" liegt ja zudem noch "unten" auf der Kugel.

Wir haben uns daher aus rein budgetären Gründen dazu entschlossen, die Reisekasse diesmal zu verdoppeln.

Klingt erstmal vernünftig. Menschlich gesehen war es zugegebener Maßen eine Tragödie, denn mathematisch war das Ziel nur durch eine Halbierung der Reisegruppe erzielbar. Will heißen - wir reisen diesmal nur zu zweit, nach über 20 Jahren erstmals alleine, also ohne unsere Jungs.

Mit vollen Hosen ist gut stinken und so hieß es ganz lapidar: "gönn dir"!

Da freut sich nicht nur Raschid, dass er uns in der Sky-Bar der A380 von Doha nach Perth einen Campari-Orange kredenzen darf. Das ist nämlich dem Umstand geschuldet, dass Jutta und meine Wenigkeit mit dem Alter und damit einhergehenden Beschwerden wie Rücken und latenter Reisefaulheit zu kämpfen haben.

Doch der Reihe nach: Linus bringt uns nach Zürich (gelogen, ich fahr selbst, er dann die Kutsche anschließend wieder nach Hause), wo wir nach einem wahren Durchmarsch (Gepäckkontrolle, Passkontrolle, Boarding in 10 Minuten) uns in unseren kleinen Suiten an Bord einer A350 in der Business Class of the year 2019 wiederfinden.

Das erste mal in unserem Leben dürfen wir in der business class Platz nehmen und sind schlichtweg begeistert, was einem da geboten wird und völlig verstört, was wir bisher verpasst haben! 6 Stunden bis Doha sind vorbei, bevor wir alle Finessen der opulenten Sitzgelegenheiten erkundet oder alle Nuancen der dargebotenen Speisen kennengelernt haben. Wir werden first-class umsorgt, selbst den Zeitpunkt der Mahllzeiten kann man selbst bestimmen und aus einem á la cárte Menü auslesen.

In Doha sind wir gegen 22:00 Uhr unserer Zeit.

Als hätte ich das geplant, befindet sich unser Gate für den Weiterflug genau bei einer Räucherkammer.

Anders als unser Flug von Los Angeles nach Paris damals gestaltet sich das Einchecken zum Weiterflug nach Perth in einer A380 geschmeidig, hat doch das obere Stockwerk dieses Vogels einen eigenen Zugang und wir fühlen uns gleich umsogt. Schließlich sind wir nun alte Hasen und kennen uns seit unserem ersten Business-Flug mit der Technik von Gestühl und Entertainment bestens aus, da macht uns niemand mehr etwas vor :).

Man glaubt es kaum: Auf einer Pritsche kann man besser pennen als in jedem Ferrari! Somit sind "lie flat" - Sitze für 12 Stunden besser geeignet als jede Fahrt in einem Enzo für die selbe Zeitspanne.

In Perth geht es weiter wie in Zürich, also wie am Schnürchen. Am Automaten lassen wir unsere Visa verifizieren (kosten nichts statt €35, wenn man nicht wie ich so blöd ist und über google statt über ÖAMTC oder ADAC sucht und direkt bei https://immi.homeaffairs.gov.au/visas/getting-a-visa/visa-listing/evisitor-651 ein Visum beantragt), unsere Gesichter mit dem Pass abgleichen und selbst an der Zollkontrolle werden wir einfach durchgewunken. Schade, denn ich hab extra nur exakt 80 Stück Zigaretten mit, also wie wenn Jutta rauchen würde und ich (fast) nicht. Erlaubt sind eine Packung á 25 Stück und eine angefangene mit 24 Stück. Hier sollen Tschick um die $40 Dollar das Päckchen kosten, na bravo!

Egal, wir sind endlich DA!

Trotzdem sind wir gefühlt noch nie so entspannt gereist und sind relativ ausgeruht, als wir um 18:30 Ortszeit  (11:30 zu Hause) in ein Taxi zu unserem Hotel Duxton in Perth Down Town aufbrechen. Das Wetter ist bewölkt bei 26 Grad im somit nicht vorhandenen Schatten, trotzdem scheint unser Taxifahrer seinem Geruch nach viel zu schwitzen.

Noch bis 5. März ist hier das Perth Festival, das Kunst und Kultur an Mann und Frau Australier bringt. Ein abendlicher Spaziergang entlang des Swan Rivers offenbart, was sich in den 31 Jahren meiner Abwesenheit und ohne mich zu fragen hier in Perth getan hat: Die haben ALLES umgebaut!

Wo früher der Riverside-Drive wie eine Autobahn am Swan River entlang führte, wurde ein gewaltiges Becken ausgehoben und mit hübschen Bauten, unter anderem dem Bell-Tower, geschmückt. Da hat sich Hamburg mit der neuen City hier wohl die Ideen geklaut!

Super Stadt, das weiß ich noch von 1989. Genauer werden wir uns das aber erst am Ende unserer Reise anschauen. Wir sammeln noch ein paar Eindrücke vom Festival, bevor wir müde kurz vor Mitternacht (also 17:00 Uhr bei uns) in die Heia gehen.

 

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