So hätten wir uns eigentlich unsere Abende hier in Australien vorgestellt. Stattdessen haben wir mieses Wetter bei 19-20 Grad und Regen und ständig dieser fiese Wind. Mag ja Jammern auf hohem Niveau sein, aber so muss das doch nicht?!
Ich kürze deshalb den Bericht ein wenig ab und verrat euch gleich das Wichtigste: Wir sind in der Zwischenzeit wieder an der Westküste gelandet und sind der Schlechtwetterzone im Süden entronnen. Die soll noch bis Mitte nächter Woche anhalten und das geht echt gar nicht!
In meiner Planung waren warme Abende am Lagerfeuer mit wildromatischen Sonnenuntergängen, lange Spaziergänge am Strand und eine schöne Zeit im zu Ende gehenden Australischen Sommer. Also Planung nicht umschmeißen, aber die Routenführung um so mehr!
Wir haben uns deshalb vor zwei Tagen schweren Herzens von unserem Traumziel "Esperance" verabschiedet. Dann halt keine einsamen weißen Strände am türkisfarbigen Meer, keine Kängurus streicheln und kein wildes Campen irgendwo im Nationalpark.
Stattdessen haben wir Bremen kennengelernt, wissen nun, wo die 80% des Weizens herkommen, den Australien exportiert und haben jene Attraktion angeschaut, die anscheinend nur Deutsche (und Östrreicher) mögen: Den Wave Rock.
Gemeiner Weise ist an diesem Wochenende der erste Montag im März, also Labour-Day, genau wie der blöde Montag im September, der uns immer in den USA einen preislichen Strich durch die Rechnung macht. Noch dieses Wochenende, dann ist wirklich "off-season" und nichts mehr los, aber da müssen wir nun druch.
Und nun sind wir da, im Norden von Perth am Meer. Es ist warm, die Sonne scheint und der Urlaub kann starten!
Doch nun der Reihe nach, schließlich war zumindest der Weg hierher auch ein Ziel. Wenn ich auch anmerken mag, dass WoMo fahren noch nie toll war, mit unserem Camper-Van einigermaßen gut geht und dieses Modell doch glatt ab 110km/h anfängt zu piepsen. Macht zwar nix, ist das doch eh Vmax hier in Australien, aber ab und zu würde schon mehr gehen.
Sportwagen gibt es hier außer in Perth tatsächlich keine. 90% aller Fahrzeuge im Süden haben Allrad und einen Schnorchel. Fast alle sind irgendwie zum Offroaden unterwegs, brauchen das Auto für den Zweck vermutlich nie, aber ausschauen tuts toll.
Also ab mit den Bildern:
Wir starten immer noch in Denmark. Hier wuselt es am Morgen vor lauter Kängurus, sicher 30 haben sich zum morgendlichen greengrasseating verabredet.
Eigentlich wollten wir die "Elephant Rocks" kurz vor Denmark besuchen, doch der Nationalpark ist wegen Bauarbeiten bis mitte März gesperrt. Schade.
Das wären sie gewesen (bei schönem Wetter, versteht sich):
Auf dem Weg liegt Albany, die größte Stadt hier im Süden und perfekt zum Aufstocken unserer Vorräte geeignet. Davor machen wir uns zu einem Aussichtspunkt über Albany auf, dem "Desert Mounted Corps Memorial", das an die Soldaten erinnert, die damals zusammen mit den Neuseeländern als ANZAC ("australian and new zealand army corps") 1916-1918 mit 50.000 Mann in Ägypten, Syrien und Palästina gekämpft haben.
Schönes Fleckchen Erde und auf den Bildern schaut das wie 30 Grad im Schatten aus. Waren aber 18 und Wind.
Also weiter auf den Highway No 1 nach Osten. Im Internet haben wir einen schönen Platz am Meer gefunden. Dass der 50km vom Highway entfernt liegt, habe ich erst bei der Abzweigung nach "Bremer Bay" gesehen. Egal, es hat sich gelohnt!
"beach access" heißt hier nicht nur "Zugang zum Strand" sondern meint immer "hier lang die eigene Karre einbudeln!".
Allrad vorausgesetzt, kann man hier kilometerweit am Strand entlangfahren und es wird klar, warum man hier unbedingt ein allradgetriebenes Fahrzeug mit Schnorchel braucht.
Im "Bremer Bay Beaches Resort & Tourist Park" sind wir des Campens leid und gönnen uns eine "Spa Cabin", womit ein kleines Häuschen mit Badewanne gemeint ist. Hat aber eine Heizung und ein richtiges Bett!
Jutta freut sich über warme Füße...
...und es macht Sinn, die Sauerei beim Kochen einer Spaghettisauce hier zu lassen (wobei wir wie immer alles sauberer hinterlassen, wie angetroffen).
Herrlich! Nach einer ruhigen, warmen, einfach tollen Nacht gehen wir tanken und erfahren vom Tankwart, dass ein Restaurant gerade frisch eröffnet hat und gehen vorzüglich im "The Telegraph" essen. Auf Tripadvisor sind sie noch nicht und ohne Tankstellenwärter wären wir auch nicht hierher gekommen.
Hier z.B. ein "Avo-Crisp", eine Avocado-Käse-Mischung auf einem crossen Ciabatta.
Nach dem opulenten Frühstück entscheiden wir uns, etwa 1.000km abzukürzen und Esperance auszulassen. Wie erwähnt, bleibt es in den nächsten Tagen hier unten kalt und regnerisch und da macht Campen echt nur bedingt Spaß.
Lange Zeit geht es hinter Road Trains her, die 50 Meter lang und 5km/h langsamer sind, als unser Gefährt maximal könnte. Also hinten anstellen und im Windschatten hinterherhoppeln.
Nachmittags kommen wir am "Wave Rock" an. Hier war ich 1989 schon mal, damals bei 46 Grad. Die Temperaturen sind gesunken, aber die Fliegen sind noch da! Wir überlegen uns kurz, zum Auto zurück zu gehen und unsere mitgebrachten Fliegennetze anzuziehen, es geht aber auch so, wenn auch echt lästig. Die Fliegen hier kriechen in die Nase und in die Ohren und sind leider auch noch zutraulich.
Finde das Tier!
Gleich nebenan finden wir einen Campingplatz mit eigentlich ganz guten Bewertungen. Allerdings sind die sites echt winzig, mit einem kleinen 3x1,5 Meter großen Kunstrasenfleckchen ausgestattet und die Öffentlichen nicht sehr einladend. Egal, wir bleiben eh nur eine Nacht.
Die Nacht hat es allerdings in sich. Ein Gewitter zieht auf und um kurz vor Zwei stehen wir beide senkrecht im Bett: Ein Blitz muss unmittelbar neben uns eingeschlagen sein, jedenfalls bricht hier gerade eine Welt zusammen. Es schüttet wie aus Kübeln, blitzt und donnert und wir sind froh, haben wir nicht die Option "zelten unterm Sternenhimmel" gewählt.
Am Morgen regnet es noch immer und nun bin ich mal richtig stolz auf meinen Cabana-Kauf: Unser Vorzelt ist mit gefühlten 500 Litern Wasser gefüllt und steht wie eine Eins! Leider hab ich vor lauter Schadensminimierungsaufgaben kein Foto davon.
Hier hält uns nichts mehr und nach einer Dusche und dem Einräumen des nassen Zeugs hauen wir ab. Für die Scheibenwischer hab ich ein Repair-Set gekauft, die Montage funktioniert aber ohne Werkzeug nicht und so fahren wir halt mit den typischen Streifen, die ein kaputter Scheibenwischer immer genau im Sichtfeld hinterlässt, bis nach Perth, wo der Regen endlich aufhört.
Halt machen wir nur in der kleinen Stadt York, einer wirklich sehenswerten Stadt um die Jahrhunderwende 1900.
Und nun sind wir also hier. In der Sonne, bei 30 Grad, in Seabird, im "Seabird Caravan Park". Hier haben wir nur deshalb einen Platz ergattert, weil die nette Dame an der Rezeption des Parks 20km südlich, im "Guilderton Caravan Park" uns vermittelt hat. Dort ist wegen dem langen Wochenende heute schon alles ausgebucht.
Nun ist also alles gut und wir freuen uns auf ein paar Tage Australien, wie es sich gehört.
Wie es weitergeht, dazu also bald.